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Die Orgel in St. Mariä Himmelfahrt Wuppertal

Der Orgelbauer
Disposition
Kirchenmusikalische Praxis und kosmische Liturgie
Rückblick

Der Orgelbauer

Die Orgel wurde 1973 durch uns erbaut. Der ursprüngliche Standort des Instrumentes war in der kath. Kirche St. Peter in Duisburg-Hochfeld. Durch den strukturbedingten Wandel der Kirche musste das Gotteshaus in Duisburg als solches aufgegeben und profanisiert werden. Ein in vergleichbaren Fällen stets großes Problem ist es, einen neuen, geeigneten Aufstellungsort für die Orgel zu finden. Ein Glücksfall für die Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Nächstebreck. Das vorhandene Instrument war schon seit längerer Zeit so desolat, dass eine Renovierung nicht sinnvoll schien. Die Orgel von Duisburg St. Peter passt nicht nur von seinen räumlichen Ausmaßen, sondern auch von seiner klanglichen Konzeption und Größe fast perfekt in die Kirche von Wuppertal.

Das Umsetzen einer Orgel dieser Größe stellt für Orgelbauer stets eine Herausforderung dar. Immerhin waren ca. 5 Tonnen Material zu transferieren. 1546 Pfeifen, mehrere 100 Meter Elektrokabel und eine komplexe technische Anlage waren von einem Ort zum anderen zu bewegen. Eine im geringen Umfang notwendige Anpassung der Trägerkonstruktion an den neuen Kirchenraum sowie eine grundlegende Reinigung der Orgel waren im Zuge der Umsetzung obligatorisch. Die Anpassung des Pfeifenwerks an die neuen Gegebenheiten wurde in aufwendigen Intonationsarbeiten realisiert. Jede Pfeife musste von Hand bearbeitet und so verändert werden, dass ein homogener Klangkörper entstand.

Betritt man nun den Kirchenraum in Wuppertal-Nächstebreck und wirft einen Blick auf die Empore, so scheint es, die Orgel sei von jeher für diesen Raum entworfen und gebaut.

Wir beglückwünschen die Kirchengemeinde zu ihrer neuen Orgel. Unser Dank gilt dem Kirchenvorstand der Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt, Herrn Pfarrer Lemke, Herrn Grunwald und insbesondere Herrn Leckebusch für das in uns gesetzte Vertrauen und die stets angenehme und erfreuliche Zusammenarbeit.

Möge die Orgel zur Ehre Gottes erklingen!

Autor: Gebr. Stockmann Orgelbau

Disposition
Orgelbau Stockmann 1973

I Hauptwerk II Schwellwerk Pedalwerk
Prinzipal 8' Gedackt 8' Subbass 16'
Rohrflöte 8' Blockflöte 4' Prinzipalbass 8'
Oktave 4' Prinzipal 2' Pommer 8'
Gemshorn 4' Sesquialter 2fach Choralbass 4'
Rohrnasat 2 2/3' Quinte 1 1/3' Rauschwerk 4fach 2 2/3'
Schweizerpfeife 2' Zimbel 2fach 1/2' Fagott 16'
Mixtur 5fach 1 1/3' Rohrschalmey 8'
Trompete 8' Tremulant

Koppeln:
Normalkoppeln

Spielhilfen
Zwei freie Kombinationen

Tastaturumfang
Manuale C - g´´´
Pedal C- f´

Traktur
mechanische Spieltraktur
elektrische Registertraktur

Disposition: J. Korte, B. Ader

Erbauer Gebr. Stockmann GmbH & Co. Orgelbau-KG, Werl 1973

Intonation Lothar Rüschenschmidt 1973, Georg Schröder 2008.

Kirchenmusikalische Praxis und kosmische Liturgie

Die Stockmann-Orgel mit ihren 21 klingenden Registern ist nach langer Zeit die erste „richtige“ Orgel, die der Kirchenmusik an St. Mariä Himmelfahrt zur Verfügung steht. Im Vergleich zum vorhergehenden Instrument, das mit nur 12 klingenden Registern auskommen musste und schon vom Schalldruck her nie dem Kirchenraum wirklich angemessen war, ist dies ein riesiger Schritt nach vorn. Damit sind zum ersten Mal die Grundvoraussetzungen für eine befriedigende kirchenmusikalische Praxis geschaffen worden.

Nicht nur die Anzahl der Register oder die „Klangfülle“ hat sich verbessert: auch die neue, mittige Aufstellung mit einem (nunmehr geschlossenen!) Gehäuse und dem davor platzierten Spieltisch ermöglichen endlich auch die Verwendung von Musik für Chor und Orgel im Gottesdienst, ohne dass zwingend ein Organist zusätzlich zum Chorleiter erforderlich ist. Für das liturgische Orgelspiel (Vorspiele, Improvisationen) stehen alle Möglichkeiten zur Verfügung.

Darüberhinaus bietet das neue Instrument durch seine Disposition und die (vormals elektrische, inzwischen mechanische) Spieltraktur zum ersten Mal Möglichkeiten für Orgelkonzerte an St. Mariä Himmelfahrt. Insbesondere die Barockzeit mit Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Dietrich Buxtehude lässt sich gut darstellen. Das Schwellwerk lässt eine differenzierte Gestaltung der Dynamik zu, die dem Organisten am bisherigen Instrument ebenfalls verwehrt blieb.

Der Prospekt, das „Gesicht“ der Orgel, weist mit seiner Anordnung der Pfeifenreihen offensichtlich auf die Ordnung, die hinter den Tönen, der Musik, ja letztlich hinter allem verborgen ist. Und so kann uns der Klang der Orgel aus unserem Alltag herausreißen und in kosmische Dimensionen erheben.

„Die kirchliche Liturgie hat den zwingenden Auftrag, die Verherrlichung Gottes, die im Kosmos verborgen ist, aufzudecken und zum Klingen zu bringen.“
(Papst Benedikt VI.).

Diesen Auftrag zu erfüllen, wird die neue Orgel an St. Mariä Himmelfahrt eine würdige Hilfe sein!

Autor: Thomas Grunwald, Kantor

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Rückblick zur Übernahme der „neuen“ gebrauchten Stockmann-Orgel sowie Betrachtung des technischen Einbaus, der Intonation und der Stimmung

Zu Pfingsten 1958 – also vor genau 50 Jahren – ertönten in unserer Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt erstmals die Klänge einer zuvor erworbenen gebrauchten Orgel, die in der katholischen Pfarrgemeinde in Moers ausgedient hatte und uns von dort preiswert überlassen wurde. Der lange Gebrauch in Moers und anschließend in unserer Gemeinde hat seine Spuren hinterlassen: undichte Blasebälge, verschlissene Membranen und eine defekte Mechanik verhindern ein sauberes Spielen. Darüber hinaus hat seit Jahren ein massiver Holzwurmbefall mit seinen zerstörerischen Folgen die gesamte Orgel dramatisch beschädigt. Kostenvoranschläge für eine Instandsetzung wurden von Orgelsachverständigen als nicht lohnenswert und unangemessen beurteilt.

Die Anschaffung einer neuen Orgel würde heute bei einer renommierten Orgelbaufirma mindestens € 300.000,00 kosten, was von unserer Kirchengemeinde nicht finanzierbar wäre. Der Kauf einer gebrauchten Orgel ist eine überzeugende Alternative, wenn diese wieder 50 oder mehr Jahre spielbereit sein würde.

Man mag es gesamtkirchlich zutiefst bedauern: Immer mehr Gotteshäuser werden geschlossen und die sich darin befindlichen Orgeln zum Verkauf angeboten. Aus finanzieller Not heraus ist das Bistum Essen gezwungen, demnächst 95 Kirchen zu schließen und sie anderen Zwecken zuzuführen. Eine davon ist die St. Peter-Kirche in Duisburg-Hochfeld. Hier stand eine Stockmann-Orgel aus dem Jahr 1973, die über das Internet verkauft werden sollte.

Wir wurden auf diese Orgel aufmerksam gemacht durch Herrn Kantor Thomas Höfling (vielen von uns bekannt als der ehemals verantwortliche Kirchenmusiker in St. Johann Baptist in Wuppertal-Oberbarmen) in Verbindung mit der Orgelbaufirma Ladach. Die Inaugenscheinnahme durch unseren Kantor Herrn Thomas Grunwald und durch den Orgelsachverständigen Herrn Isenberg erbrachte einen positiven Eindruck und wurde über ein Gutachten zu Papier gebracht.

Nach dem Gutachten des Orgelsachverständigen des Erzbistums ist die Disposition dieser Orgel mit 21 Registern für den Kirchenraum in St. Mariä Himmelfahrt angemessen und ausgewogen. Darüber hinaus ist die Stockmann-Orgel handwerklich solide gearbeitet. Sowohl das Pfeifenwerk als auch die Windladen machen einen guten Eindruck. Insofern hat der Orgelsachverständige des Erzbistums Köln dazu geraten, dass im Hinblick auf die aktuelle Orgelsituation, aber auch im Vergleich mit den Preisen für eine neue Orgel, die Verantwortlichen der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt alles unternehmen sollten, die Chance der Übernahme dieser Orgel aus der St. Peter-Kirche zu nutzen.

Der Kirchenvorstand hat sich seit dem 4. Quartal 2007 mit dieser Thematik befasst und in Abstimmung mit dem Generalvikariat die Entscheidung getroffen, dem Vorschlag des Orgelsachverständigen Herrn Isenberg zu folgen und die Orgel zu übernehmen.

Der Kaufpreis der Orgel beträgt € 30.000. Darüber hinaus entstehen weitere Kosten in Höhe von ca. € 45.000 für die Transferierung (Ausbau und Einbau), Wartung, Intonation, Stimmung, Podesterstellung, Elektroarbeiten etc., so dass wir mit einem Gesamtaufwand von ca. € 75.000 zu rechnen haben. An diesen Kosten beteiligt sich das Erzbistum mit einem Anteil von 40 %, den Rest muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen. Die Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt ist finanziell nicht in der Lage, diesen Beitrag selbst aufzubringen und ist daher auf die Hilfe von hochherzigen Spendern und auf Kollekten angewiesen.

Der Intention zur Anschaffung dieses Instrumentes liegen intensive Überlegungen und Gedanken des Kirchenvorstandes zugrufeiern können künstlerisch begleiten können angemessener Weise gestaltet werden kann - auch das gehört zum Leben.

Nach der Entscheidung des Kirchenvorstandes zum Kauf der Orgel waren viele Formalitäten und Terminvereinbarungen zu erledigen:

Einholung der Genehmigungen durch das Erzbistum Köln und des Bistums Essen, Abschluss des Kaufvertrages mit der Kirchengemeinde St. Peter, Auswahl der Orgelbaufirma, die den Ausbau in St. Peter und den Wiedereinbau in St. Mariä Himmelfahrt vornimmt (über die Kostenvoranschläge fiel die Auswahl auf die Orgelbaufirma Stockmann, die gleichzeitig auch der Hersteller war), Abschluss eines Orgelbauvertrages, Verkauf der alten Orgel von St. Mariä Himmelfahrt, Bestellung der Podestarbeiten, Beauftragung der Herausnahme des alten Bodenbelages, Auswahl und Beschaffung des neuen Bodenbelages und dessen Verlegung, Einholung eines Statischen Gutachtens zur Feststellung der Belastungsfähigkeit der Orgelbühne, Beauftragung der Elektroarbeiten usw. usw.

Gleich nach den Osterfeierlichkeiten wurde im April 2008 die alte Orgel aus der Kirche St. Mariä Himmelfahrt durch die Orgelbaufirma Ladach innerhalb weniger Tage ausgebaut. Die Orgel wurde von der Firma Ladach nach Polen weiterverkauft, wo sie aufgearbeitet und in einer Kirche wieder ihren Dienst tun soll. Im Anschluss daran wurde der alte Bodenbelag durch die Firma Kehde mühevoll entfernt.

Im Mai 2008 wurde mit dem Ausbau der Orgel aus der Kirche St. Peter in Duisburg durch die Orgelbaufirma Stockmann begonnen und die Einlagerung in die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Wuppertal-Nächstebreck vorgenommen. Während dieser Zeit war unser Gottesdienst nur in eingeschränkter Form möglich, weil die Einzelteile der neuen Orgel über die ganze Kirche verstreut gelagert wurden.

Mit der Aufnahme der Arbeiten zum technischen Einbau in die Kirche St. Mariä Himmelfahrt hat die Orgelbaufirma Stockmann unverzüglich begonnen, die Elektrofirma Braun hat die elektrischen Voraussetzungen geschaffen. Der Einbau dauerte bis Mitte Juli 2008. Ab August 2008 wurde mit der Intonation und Stimmung des Instrumentes durch die Orgelbaufirma Stockmann begonnen. Diese Arbeiten wurden bis Mitte September 2008 abgeschlossen.

Unmittelbar nach dem Abschluss dieser Arbeiten wurde der schon vorher ausgesuchte und beschaffte Designer-Bodenbelag durch die Firma Kehde verlegt.

Die Abnahme der ordnungsgemäß durchgeführten Orgelbau-Arbeiten wurde Ende September 2008 vom Orgelsachverständigen des Erzbistums Köln Herrn Isenberg im Beisein der Verantwortlichen der Orgelbaufirma Stockmann (Herrn Bubendorf und Frau Stockmann-Becker) sowie von Herrn Kantor Grunwald sowie des stellvertretenden Kirchenvorstandsvorsitzenden Herrn Leckebusch vorgenommen.

Autor: Friedrich Leckebusch, Stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender

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Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt, Wuppertal
Quelle: Festschrift zur Orgelweihe

OI-W-10
weiterführende Links:

Webseite Seelsorgebereich Barmen – Nordost