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Die Orgel in St. Andreas Korschenbroich

Geschichte der Orgeln
Disposition bis 2019/2020
Disposition nach der Reorganisation 2019/2020
Das Orgelprojekt in St. Andreas

Der Heilige Andreas ...
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Geschichte der Orgeln von Henning Dembski

Über die ersten Orgeln der Katholischen Pfarrkirche St. Andreas zu Korschenbroich ist wenig bekannt. Erwähnt wird (vgl. Bremer, S. 452f.) lediglich die Entfernung der Orgel aus dem Chorraum der Kirche im Jahre 1645, sowie die Errichtung einer Orgel im Jahre 1783. In den ältesten, im Diözesanarchiv in Aachen erhaltenen Pfarrakten ist seit dem Jahre 1827 kontinuierlich in den Kirchenhaushalten eine Ausgabeposition für einen Organisten, in der Folge (ab 1857) auch für einen Balgtreter vermerkt. 1843 baute der Orgelbauer Rudolf Ibach aus Wuppertal-Barmen ein Instrument mit 26 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Eine Rechnung aus dem Jahre 1849 vermerkt eine "Orgelrevision", weitere Belege dokumentieren die regelmäßigen jährlichen „Inspektionen“ des Orgelbauers vor Ort.

1890 fiel diese Orgel dem Abbruch der alten Kirche zum Opfer. Für den Bau einer neuen Orgel erhielt im August 1892 gemäß Beschluss des Kirchenvorstandes der Orgelbauer Heinrich Dautzenberg aus Linnich den Zuschlag. Der Preis für diese Orgel betrug 4610 Mark. Im Dezember 1900 reichte Dautzenberg ein Angebot ein für eine dringend notwendige, gründliche Reinigung der Orgel und eine Regulierung ihrer Mechanik.

Ebenso wie die Glocken der St. Andreas-Kirche blieb auch die Orgel nicht verschont von den Beeinträchtigungen des Krieges. Laut Protokoll der Kirchenvorstandssitzung vom 24. Juni 1917 wurden neben den beiden größten Glocken auch 93 Orgelpfeifen beschlagnahmt. Es muss sich dabei um Orgelpfeifen aus Zinn gehandelt haben, denn nur solche konnten - wie die Bronzeglocken - zum Guss von militärischem Gerät verwendet werden.

Am 18. Februar 1929 wurde gemäß der Pfarrchronik von Pfr. Otto mit dem Abbau der Orgel und dem Abbruch der Orgelbühne begonnen. Der Korschenbroicher Bauunter-nehmer Kirchkamp wurde mit dem Bau einer neuen, größeren Orgelbühne beauftragt. Die entsprechenden Pläne dazu stammten von dem Düsseldorfer Architekten Dr. Paul Sültenfuhs. Gleichzeitig wurde der Orgelbauer Johannes Klais aus Bonn mit dem Neubau einer Orgel beauftragt. Diese Orgel, die schon im Juni desselben Jahres feierlich eingeweiht wurde, erhielt einen Freipfeifenprospekt, elektropneumatische Kegelladen, sowie 32 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Kosten für diese Orgel betrugen 32060 Mark.

Nur 14 Jahre später, im August 1943, wurde sie bei einem Bombenangriff zusammen mit dem Kirchenschiff vollständig zerstört.
Das erste Instrument der 1949 wiederhergestellten Kirche schuf im Jahre 1953 ebenfalls Johannes Klais aus Bonn. Auch diese Orgel erhielt einen Freipfeifenprospekt und elektropneumatische Kegelladen, jedoch 33 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. 1970 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Fischer & Krämer aus Endingen mittels gebrauchter Register umdisponiert. Schon drei Jahre später musste die Orgel im Zuge der Kirchenrenovierung ausgelagert werden. Bei dieser Gelegenheit entschied man sich, die bereits verschlissene elektropneumatische Trakturanlage der Manualwerke nicht wieder zu verwenden und beauftragte 1976 die Orgelbaufirma Fischer & Krämer mit dem Umbau der technischen Anlage. Während das Pedal elektropneumatische Trakturen behielt und noch um die Hälfte der alten elektropneumatischen Positivwindlade erweitert wurde, versah man die Manualwerke mit zum Teil gebrauchten mechanischen Windladen bei weiterhin elektropneumatischer Registertraktur. Den notwendigen neuen mechanisch-elektrischen dreimanualigen Spieltisch erwarb man gebraucht aus Süddeutschland. Positiv und Hauptwerk erhielten ein im Prospekt sichtbares Gehäuse, so dass anstelle des ursprünglichen, nach architektonischen Gesichtspunkten entworfenen Freipfeifenprospekts eine sichtbare Werkgliederung trat. 1977 baute Fischer & Krämer die Orgel unter Hinzufügung weiterer gebrauchter Register in der renovierten St.-Andreas-Kirche auf. Das Instrument besaß zu diesem Zeitpunkt 44 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. 1984 wurde die Orgel ebenfalls durch Fischer & Krämer um ein Rückpositiv ergänzt. Da das Instrument nun vier Manualwerke besaß, der Spieltisch aber nur dreimanualig angelegt war, erhielt das Rückpositiv eine vollständig elektrische Trakturanlage, die eine Koppelfunktion sowohl an das Haupt- als auch an das Schwellwerk ermöglichte. Bis zum Jahr 1999 erfolgten noch einige kleinere Umbauten, wie der Austausch der Freien Kombinationen durch eine Setzeranlage und der Einbau einiger zunächst vakanter Register.

Im Jahre 2000 erfolgte eine Generalrenovierung und - in gewissem Umfang - ein Umbau der Orgel. Ziel dabei war es, die vorhandene klangliche Substanz zu sichern, die Orgel von Dispositionsfehlern zu bereinigen und geringfügig auszubauen, die technische Anlage im Sinne eines einheitlichen Laden- und Traktursystems zu erneuern, sowie die innere Organisation der Orgel in einen der heutigen Orgelästhetik entsprechen-den Rahmen zu bringen. Nach reiflicher Überlegung wurde die renommierte Orgelbaufirma Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer beauftragt, folgende Arbeiten auszuführen: Neuanfertigung eines viermanualigen Spieltischs, Elektrifizierung der Trakturen, Einbau einer zweiten Schwellwerkslade und eines neuen Schwellwerkgehäuses, farbliche Neugestaltung des Prospekts mit Lackierung der Zinkprospektpfeifen, Dispositionsänderungen, Generalreinigung und Intonation. Aus finanziellen Gründen können einige noch erforderliche Maßnahmen wie der Einbau neuer Schleifladen für das Pedalwerk und die Ergänzung noch vakanter Register erst zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden.

2019/2020 fand eine große Reorganisation der Orgelbau durch die Orgelbaufirma Weimbs (Hellenthal) statt.

Im Laufe der Zeit hat sich rund um die St.-Andreas-Orgel, die mit ihren heute 55 Registern zu den größten symphonischen Instrumenten des Rheinlands zählt, eine Orgelszene von internationalem Rang etabliert. Neben Konzerten und Meisterkursen findet jährlich die Internationale Orgelwoche und im Zweijahresrhythmus der Internationale Orgelwettbewerb statt. Der von Kantor Franz-Josef Franzen (1927-1997) initiierte "Freundeskreis für Orgelmusik an St. Andreas, Korschenbroich, e. V." bringt jedes Jahr bedeutende Organisten aus aller Welt als Interpreten, Dozenten und Juroren nach Korschenbroich.

Disposition bis 2019/2020:
Erbauer: 1953 Johannes Klais, Bonn
Umbauten 1970, 1977, 1984, 2000 und 2006-2012 durch Orgelbau Fischer & Krämer, Orgelbau Seifert und Martin Scholz

IV Schwellwerk III Unterwerk II Hauptwerk I Rückpositiv Pedalwerk
Gedeckt 16' Gedeckt 8’ Gedeckt 16’ Konzertflöte 8’ Kontrabass 32’ (vakant)
Geigenprinzipal 8' Viola 8’ Prinzipal 8’ Rohrflöte 4’ Prinzipalbass 16’
Orchesterflöte 8' Prinzipal 4’ Rohrflöte 8’ Quinte 2 2/3' Subbass 16’
Gambe 8' Spitzflöte 4’ Oktave 4’ Piccolo 2’ Quintbass 10 2/3'
Schwebung 8' Oktave 2’ Hohlflöte 4’ Terz 1 3/5’ Oktavbass 8’
Prinzipal 4’ Quintflöte 1 1/3’ Quinte 2 2/3’ Zimbel 3fach 1’ Gedecktbass 8’
Traversflöte 4’ Oktävlein 1’ Superoktave 2’ Krummhorn 8’ Cellobass 8’ (vakant)
Querflöte 2’ Scharff 3fach 2/3' Kornett 4fach 4' Tremulant Choralbass 4’ (vakant)
Kornettquinte 2f 2 2/3' Krummhorn 8’ (vakant) Mixtur 4fach 4' Zimbelstern Kontraposaune 32'
Mixtur 3fach 2' Trompete 8’ Posaune 16’
Klarintrompete 4’ Horizontaltrompete 8’ Trompete 8’
Klarinette 8’ Tuba 16’ (vakant) Trompete 4’ (vakant)
Oboe 8’
Solotrompete 8’
Fagott 16’
Tremulant

Koppeln:

I/II; III/II; IV/II; Super II; Sub II; Sub III/II; Super IV/II; Sub IV/II; Super IV, Sub IV; I/III; IV/III; Sub III; Sub IV/III; III/I; IV/I; Sub III/I; Sub IV/I; I/P; II/P; III/P; IV/P; Super IV/P

Umbauten & Renovierungen:

1970 / 1977 / 1984 Fischer & Krämer, Endingen
2000 Romanus Seifert & Sohn, Kevelaer
2006 / 2010 Martin Scholz, Mönchengladbach

Manualumfang: 56 Töne
Pedalumfang: 30 Töne

Trakturen: elektronisch (Manualwerke Schleiflade, Pedalwerk Kegellade)

Spielhilfen: 768 Setzerkombinationen;
Setzer-Sequenzer als Fußtritt und manuell für Spieler und Registrant

Äqualabschaltungen der Sub- und Superoktavkoppeln
für HW / SW / General als Fußtritt

Der alte Spieltisch

Disposition nach der Reorganisation 2019/2020:
Erbauer: 1953 Johannes Klais, Bonn
Umbauten 1970, 1977, 1984, 2000 und 2006-2012 durch Orgelbau Fischer & Krämer, Orgelbau Seifert und Martin Scholz
Reorganisation 2019/2020 durch Orgelbau Weimbs

Schwellwerk C-g3 Unterwerk C-g3 Hauptwerk C-g3 Rückpositiv C-g3 Chamadenwerk C-g3 Pedalwerk
Gedeckt 16' Salicet 16' Bordun 32' Konzertflöte 8’ Tromba 16’ Kontrabass 32'
Flötenprinzipal 8' Harmonieflöte (TM HW) 8' Bordun 16' Rohrflöte 4’ Tromba 8‘ Untersatz 32'
Orchesterflöte 8' Salicional 8' Salicet (TM-UW) 16' Quinte 2 2/3' Tromba 4‘ Prinzipalbass 16’
Bordun (TM HW) 8' Gedeckt 8’ Principal major 8' Piccolo 2’   Violon 16'
Violgambe 8' Unda maris 8’ Principal minor 8' Terz 1 3/5’   Subbass 16’
Vox Coelestis 8' Prinzipal 4’ Harmonieflöte 8' Zimbel 3fach 1’   Salicetbass (TM-UW) 16'
Prinzipal 4’ Fugara 4' Bordun 8' Krummhorn 8’   Zartbass (TM-HW) 16'
Traversflöte 4’ Spitzflöte 4’ Cello 8' Tremulant   Oktavbass 8’
Querflöte 2’ Oktave 2’ Salicional (TM-UW) 8' Zimbelstern   Cellobass 8’
Sesquialter 2fach Quintflöte 1 1/3’ Oktave 4'     Gedecktbass 8’
Progressio 3-4fach 2' Piccolo 1’ Konzertflöte 4'   Zartgedeckt (TM-HW) 8'
Fagott 16’ Scharff 3fach 2/3' Hohlflöte 4’   Choralbass 4’
Solotrompete 8’ Basson/Oboe 8' Fugara (TM-UW) 4'   Violinbass (TM-UW) 4'
Oboe 8’ Vox humana 8' Quinte 2 2/3’ Kontraposaune 32'
Klarinette 8’ Tremulant Superoktave 2’ Posaune 16’
Klarine 4’ Kornett 4fach 4' Fagott (RM-HW) 16'
Tremulant Mixtur 4fach 1 1/3' Trompete 8’
  Fagott 16 Trompete 4’
  Trompete 8'
  Tremulant

Koppeln:
SW/HW; UW/HW; RP/HW; SW/UW; RP/UW; SW/RP; HW/P; UW/P; SW/P; RP/P
Sopran HW/I; Sopran UW/I; Sopran SW/I; Bass P/I
Freie Koppeln 1-6
CH/I; CH/II; CH/III; CH/IV; CH/P

Schlagwerk: anschlagsdynamisches Vibraphon mit 49 Klangplatten
Sonderfunktionen: Floating Division, Pizzicato; Sostenuto, Walze, u.a.
4 Manuale, 78 Register, 2 Effektregister
Trakturen: elektronisch (Manualwerke Schleiflade, Pedalwerk Kegellade)

Spielhilfen: millionenfache Setzerkombinationen / pro Benutzer 6400
Setzer-Sequenzer als Fußtritt und manuell für Spieler und Registrant

Äqualabschaltungen der Sub- und Superoktavkoppeln
für HW / UW / SW / General als Fußtritt


Umbauten & Renovierungen:
1970 / 1977 / 1984 Fischer & Krämer, Endingen
2000 Romanus Seifert & Sohn, Kevelaer
2006 / 2010 Martin Scholz, Mönchengladbach
2019 / 2020 Orgelbau Weimbs


Der neue Spieltisch

Das Orgelprojekt in St. Andreas

Die Orgel in St. Andreas zu Korschenbroich wurde 1953 gebaut und ist damit ein typisches Nachkriegsinstrument. Dennoch wurde ihre Substanz jenseits routinemäßiger Wartungen bereits sechsmal verändert bzw. erweitert. Gefühlt war die Korschenbroicher Orgel durch diese zahlreichen Umbaumaßnahmen eine „Dauerbaustelle“.

Die Orgel von 1953 mit ihren 32 Registern, verteilt auf drei Manuale und Pedal, war für die weitläufige Kirche eher knapp dimensioniert und der Stimmenfundus lückenhaft. Es ist daher nicht verwunderlich, dass seit den 1970er-Jahren dem Basisbestand an Registern weitere Klangfarben hinzugefügt wurden. So zielten die Erweiterungen der Korschenbroicher Andreas-Orgel bis zur Jahrtausendwende durchweg auf Differenzierung der hoch liegenden, brillanten Farben, vornehmlich orientiert an barocken Instrumenten. Mit der Rückbesinnung auf die Qualitäten romantischer Orgelkultur rückte die Auffächerung in den grundtönigen Stimmen wieder stärker in den Vordergrund. Folglich richtete sich der Fokus bei weiteren Arbeiten an der Orgel darauf, symphonische Qualitäten und eine möglichst bruchlose Dynamik zu erreichen. So war die Orgel in den verschiedenen Baustufen mittlerweile auf rund 49 Register angewachsen, bei geplant 55 Registern. Das heißt bis 2019 waren immer noch 6 geplante Register nicht eingebaut.

Die Vorplanungen zu der jetzt erfolgten Maßnahme begannen im Jahr 2016. Es stand eine Generalreinigung und Schimmelsanierung des Instrumentes an. Alle Planungen sowie die Beantragung der Zuschüsse bei der Bundesregierung und beim Bistum erfolgten in enger Abstimmung mit dem Orgelsachverständigen des Bistums Aachen Bernd Godemann, dem ich an dieser Stelle für sein großes Engagement während der gesamten Maßnahme ganz herzlich danken möchte.

Dazu kamen einige technische Probleme, die durch die zahlreichen Erweiterungen verursacht wurden. In der Orgel waren elektrische Bauteile von 1953, den 1970er Jahren und 2000 verbaut, die leider nie wirklich zusammen funktioniert haben. Zusätzlich sind bei dem Umbau im Jahr 2000 einige Register so umgestellt worden, dass eine Wartung nur mit sehr großem Aufwand möglich war, da man an die Pfeifen eigentlich nicht mehr rangekommen ist.

Bei dem Projekt gab es eine 3 stufige Priorisierung:
1. Sicherung der technischen Funktion
2. Verbesserung der Wartbarkeit
3. Hinzufügen der noch fehlenden (vakanten) Klangfarben und Neuintonation

Um dem ersten Punkt gerecht zu werden und damit auch die neuen Anforderungen an die elektrische Sicherheit im Orgelbau zu erfüllen, ist die komplette Elektrik erneuert worden. Dies umfasst alle Kabel, der Gleichrichter ist durch elektrische Schaltnetzteile ersetzt worden, die Schleifenzugmagnete, die Tonmagnete, etc. sind komplett erneuert worden. Damit sind Elektrik und Elektronik erstmals seit 1953 wieder auf einem einheitlichen Stand. In diesem Teil der Maßnahme enthalten ist auch ein neuer Spieltisch mit allen in der heutigen Zeit möglichen, technischen Spielereien.

Der zweite Punkt hat in den Planungen schon mehr Kopfzerbrechen bereitet. Die Lösung des Problems lag schließlich in einem Vorziehen der gesamten Orgelfront um ca. 66cm. Durch den so hinzugewonnenen Platz konnten Stimmgänge eingebaut werden, die einem erstmals eine Zugänglichkeit zu allen Pfeifen ermöglichte.

Der dritte Punkt war der sicherlich anspruchsvollste Punkt, da er im Lauf der Maßnahme durch neue Finanzierungsmöglichkeiten immer wieder erweitert wurde. Ursprünglich war geplant, die fehlenden Register in den freien Bereich des Orgelbodens einzubauen. Zusätzlich sollte in den Manualwerken ein Streichregister sowie eine überblasende Flöte in 8‘ Lage eingebaut werden, da diese Klangfarben bisher komplett gefehlt haben und für die Darstellung romantischer Orgelliteratur unerlässlich sind. Diese Register waren auf einer Einzeltonwindlade geplant.
Durch die immer weiter steigenden finanziellen Möglichkeiten konnte der klangliche Maßnahmenkatalog stetig erweitert werden. So konnte der durch das Vorziehen des Gehäuses neu gewonnene Platz mit weiteren Einzeltonwindladen bestückt werden. Insgesamt hat das Instrument nun 20 neue Register erhalten und ist von 49 auf 79 Register bei 10 Transmissionen angewachsen und bietet nun die Möglichkeit die komplette Bandbreite der Orgelliteratur darzustellen. Besonders glänzen kann die Orgel im Bereich der deutsch-romantischen Orgelliteratur durch ihre differenzierte Palette an nuancierten Streicher und Flötenklangfarben und ihren insgesamt sehr runden und weichen Klang. Als Besonderheit hat die Orgel noch ein Vibraphon erhalten. Dieses Effektregister, welches nichts anderes als ein Konzertvibraphon mit aufgesetzter, anschlagdynamischer Mechanik ist, bereichert den Klang und die Möglichkeiten abermals. Zusätzlich zu den neuen Registern sind die alten Register komplett neu intoniert worden. Der hiermit gewonnene Klang erinnert schon ohne die neuen Pfeifen an ein neues Instrument und hat für mich den größten klanglichen Zugewinn gebracht. Was die Firma Weimbs hier an klanglicher Arbeit geleistet hat, ist wirklich phänomenal. Zusammen mit den neuen Registern ist die Orgel von St. Andreas zwar „nur“ generalsaniert und reorganisiert, ist de facto klanglich aber eigentlich ein neues Instrument.

Nach 8 Monaten Umbauphase vor Ort konnte die Orgel am 1. Februarwochenende wieder eingeweiht. Im der Festmesse erklang die Messe solennelle von Louis Vierne und das Konzert war ein Improvisationskonzert mit den Organisten Stefan Schmidt (Würzburger Dom), Rolf Müller (Altenberger Dom), Hayo Boerema (Grote Kerk Rotterdam) und mir selber. Jeder spielte ca. 15 Minuten und so konnte die Orgel sehr individuell den knapp 700 Zuhörern vorgestellt werden.

Abschließend empfinde ich dieses Projekt als richtungsweisend, da man sieht, daß man auch aus älterem Material ein homogenes Klangergebnis bekommen kann, welches sich kostenmäßig doch weit unter einem Neubau befindet.

Autor: Martin Sonnen

Dispositions-Arbeiten an der Orgel in St. Andreas Korschenbroich

IV Rückpositiv C-g3
41 Konzertflöte 8’ 1984
42 Rohrflöte 4’ 1984
43 Quinte 2 2/3’ 1984
44 Piccolo 2’ 1984
45 Terz 1 3/5’ 1984
46 Zimbel 3fach 1’ 1984
47 Krummhorn 8’ 1984
48 Zimbelstern 1984
49 Tremulant 1984

I Hauptwerk C-g³
50 Bordun 32’ 2019
51 Bordun 16’ 1953, 2019
52 Salicet TR-UW 16’ 2019
53 Principal major 8’ 2019
54 Principal minor 8’ 1953
55 Harmonieflöte 8’ 2019
56 Rohrflöte 8’ 1953
57 Bordun 8‘ 2019
58 Cello 8’ 2019
59 Salicional TR-UW 8’ 2019
60 Oktave 4’ 1953
61 Konzertflöte 4’ 2019
62 Hohlflöte 4’ 1953
63 Fugara TR-UW 4’ 2019
64 Quinte 2 2/3’ 1977
65 Superoktave 2’ 1953
66 Kornett 4fach 4’ 1953
67 Mixtur 4fach 1 1/3’ 2010
68 Fagott 16’ 2019
69 Trompete 8’ 2019
70 Tremulant 2019

II Unterwerk C-g³
26 Salicet 16’ 2019
27 Harmonieflöte TR-HW 8’ 2019
28 Salicional 8’ 2019
29 Gedeckt 8’ 1953
30 Unda Maris 8’ 2019
31 Prinzipal 4’ 1953
32 Fugara 4’ 2019
33 Spitzflöte 4’ 1953
34 Oktave 2’ 1953
35 Quintflöte 1 1/3’ 1953
36 Piccolo 1’ 2000
37 Scharff 3fach 2/3’ 1953
38 Basson/Hautbois 8’ 2019
39 Vox humana 8’ 2019
40 Tremulant 1953

III Schwellwerk C-g3
1 Gedeckt 16’ ca. 1750
2 Flötenprinzipal 8’ 2000
3 Orchesterflöte 8’ 2000
4 Bordun TR-HW 8’ 2019
5 Violgambe 8’ 2000
6 Vox Coelestis 8’ 2000
7 Prinzipal 4’ 2000
8 Traversflöte 4’ 2000
9 Querflöte 2’ 2000
10 Sesquialter 2fach 2000
11 Progressio 3-4f 2’ 2019
12 Fagott 16’ 2000
13 Solotrompete 8’ 2000
14 Oboe 8’ 2006
15 Klarinette 8‘ ca. 1880
16 Klarine 4’ 2000
17 Tremulant 2000

Pedalwerk C-f1
83 Kontrabass 32’ 2019
84 Untersatz 32’ 2019
85 Prinzipalbass 16’ 1953
86 Violon 16‘ 2019
87 Subbass 16’ 2019
88 Salicetbass TR-UW 16’ 2019
89 Zartbass TR-HW 16’ 2019
90 Oktavbass 8’ 1953
91 Cellobass 8’ 2019
92 Gedecktbass 8’ 2019
93 Zartgedeckt TR-HW 8’ 2019
94 Choralbass 4’ 2019
95 Violinbass TR-UW 4’ 2019
96 Kontraposaune 32’ 2010
97 Posaune 16’ 2010
98 Fagott TR-HW 16’ 2019
99 Trompete 8’ 2010
100 Trompete 4’ 2019
Chamadenwerk C-g3
18 Tromba * 16’ 2019
19 Tromba * 8‘ 1970
20 Tromba * 4‘ 2019

* die Chamaden können aus jedem Werk heraus gespielt werden.

Schlagwerk C-c3
anschlagsdynamisches Vibraphon mit 49 Klangplatten 2019

Sonderfunktionen
Normalkoppeln
Melodiekoppeln
freie Koppeln
Floating Division
Pizzicato
Sostenuto
Walze
u.a.

Historie / Werkszusammensetzung
Johannes Klais Orgelbau, Bonn 1953
Fischer & Krämer, Endingen 1970, 1977, 1984
Romanus Seifert & Sohn, Kevelaer 2000
Martin Scholz, Mönchengladbach 2006, 2010
Weimbs Orgelbau GmbH, Hellenthal/Eifel 2019

Der Heilige Andreas und die Korschenbroicher Apostelpfarre

Nach den Quellen des Neuen Testaments ist Andreas (griech.: der Mannhafte) ein Bruder von Simon, dem späteren Apostel Petrus. Er stammte aus Betsaida in Galiläa und lebte als Fischer in Kafarnaum am See Genezareth.
Nach dem Johannes-Evangelium gehörte Andreas zunächst zu den Johannes-Jüngern, wurde dann aber zu einem der erstberufenen Jünger Jesu. Nach späteren Überlieferungen soll Andreas in Pontos, Bithynien, südlich des Schwarzen Meeres sowie in den Donauländern, in Thrakien und Griechenland missioniert haben. Die Legende aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. überliefert sein Martyrium am 30. November des Jahres 60. Seine Hinrichtung erfolgte an einem Kreuz mit schrägen Balken, das seither Andreaskreuz genannt wird. In den meisten Darstellungen wird der Hl. Andreas mit dem schrägen Kreuz gezeigt. Im übrigen wird das Andreaskreuz auch als Verkehrszeichen an Bahnübergängen verwendet.

Seit wann Korschenbroich als Pfarre dem Hl. Andreas zu geschrieben wird, lNiederrhein häufig anzutreffen waren (z.B.. in Neuss-Norf, Lich-Steinstrass, Setterich, Heinsberg-Eschweiler) und dass der dem Rheinland sehr verbundene Kölner Erzbischof Gero, der 974 n. Chr. die Abtei in Mönchengladbach gründete, im gleichen Jahr die dem Hl. Andreas gewidmete Kirche in Köln konsekrierte. Sowohl die Kölner Kirche als auch die Mönchengladbacher Abtei erhielten in der Folge Arm-Reliquien des Hl. Andreas: Die Kölner Reliquie wurde 1257 von der Hl. Irmgardis von Rom an den Rhein gebracht und dem Kölner Stift geschenkt, den Mönchengladbacher Andreas-Reliquien (Armreliquie und Partikel vom Kreuz) wurde in der Krypta der Münsterkirche ein eigener Andreas-Altar zugeordnet. Von der Mönchengladbacher Reliquie stammt auch die in Korschenbroich verehrte Andreas-Reliquie.

Bremer vermutet einen Zusammenhang zwischen dem Andreastag (dem 30. November) als mittelalterlichem Zinstag für alle zum Kölner Stift St. Gereon gehörenden Güter, zu denen auch auf Korschenbroicher bzw. Millendonker Gebiet einige Anwesen gehörten, u.a. das nahe der Kirche gelegene Gut Sivart, auf dessen Gebiet möglicherweise sogar der erste Kirchbau erfolgte. Allerdings müsse die Andreas-Benennung schon aus der Zeit vor der gereonschen Grundherrschaft bestanden haben, so Bremer, ansonsten sei vermutlich der Hl. Gereon zum Pfarrpatron bestimmt worden. Ein Pfarrsiegel mit dem Bild des Hl. Andreas wurde für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts nachgewiesen. In späteren Jahrhunderten benutzten auch die Schöffen der Gegend, denen vor allem die Beurkundung von Verträgen oblag, das Siegel mit dem Bild des sitzenden Pfarrpatrons, der links ein Buch und rechts ein kleines Andreaskreuz hält.Im Wappen der Gemeinde Korschenbroich hat das Bild des Heiligen Andreas, das im unteren Teil ergänzt wird durch die Balken aus dem Wappen des Millendonker Herrschergeschlechts derer von Mirlar, zwischen 1950 und l977 - noch einmal politische Verwendung gefunden.

aus dem Buch „St. Andreas Korschenbroich“
mit freundlicher Genehmigung der Autorin: Dr. Rita Mielke

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Unser Pfarrbüro erreichen Sie wie folgt:
St. Andreas Korschenbroich
Kirchplatz 3
41352 Korschenbroich

Telefon: 02161/ 64 10 13
Telefax: 02161/ 61 17 4

E-Mail: pfarramt.korschenbroich(at)gdg-korschenbroich.de

Texte und Fotos mit freundlicher Genehmigung des Orgelfreundeskreises (Olaf D. Hennig), Martin Sonnen und der Kirchengemeinde
Fotos: Olaf D. Hennig
OI-K-4
weiterführende Links:

Webseite Gemeinschaft der Gemeinden Korschenbroich
Webseite Orgelfreundeskreis Korschenbroich
Festschrift zur Reorganisation der Orgelan St. Andreas 2019/2020 (PDF)