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Die Orgel der neuapostolischen Kirche Hannover-Süd

Informationen zur Orgel
Disposition

Die Orgelhistorie

Informationen zur Orgel

Basis für die Feopentow-Orgel im Gemeindezentrum der Neuapostolischen Kirche Hannover-Süd bildet das ehemalige Instrument aus dem großen Saal der Neuapostolischen Kirche in der Brühlstraße 11. Das in der alten Orgel enthaltene Pfeifenwerk, insbesondere die Pfeifen aus der Prospektansicht, sowie Teile der Orgeltechnik wurden von Orgelbaumeister Udo Feopentow weiterverwendet und mit zusätzlichen Registern zu einem neuen Instrument aufgebaut.

Die Pfeifen der 24 klingenden Register wurden mittels einer kunsthandwerklichen, spätklassischen Intonationstechnik (um 1800–1850) neu intoniert bzw. neu ausintoniert. Angestrebt wurde dabei eine gute Grundtönigkeit, welche dem Klang des Instrumentes eine hohe Tragfähigkeit verleiht und eine hervorragende Klangverschmelzung der Register untereinander ermöglicht. Merkmale dieser Intonationstechnik sind charakteristische Klangfarben sowie eine präzise Ansprache der Pfeifen in den einzelnen Registern und Lagen.

Die Orgel wurde durch eine große Spendenaktion der Gemeinde mitfinanziert.

Die neue Orgel im Gemeindezentrum Hannover-Süd ist mit zwei Manualen, einem Hauptwerk, einem Schwellwerk und einem Pedalwerk ausgestattet. Der Tonumfang der Manualwerke erstreckt sich mit 54 Tönen von groß C bis f3, das Pedalwerk hat 30 Töne, von groß C bis f1. 
Das Herzstück des Instrumentes, der Spieltisch, hat seinen Platz direkt im Zentrum des Orgelgehäuses. Von ihm aus werden alle Vorgänge im Instrument gesteuert.



Der Klang

Die Pfeifen der einzelnen Register werden mittels einer kunsthandwerklichen, spätklassischen Intonationstechnik (um 1800–1850) neu intoniert bzw. neu ausintoniert. Angestrebt wird dabei eine gute Grundtönigkeit, welche dem Klang des Instrumentes eine hohe Tragfähigkeit verleiht und eine hervorragende Klangverschmelzung der Register untereinander ermöglicht.Merkmale dieser Intonationstechnik sind charakteristische Klangfarben sowie eine präzise Ansprache der Pfeifen in den einzelnen Registern und Lagen.


Wind und Prospekt

Ein modernes, geräuscharmes Orgelgebläse versorgt die Windanlage des Instrumentes mit dem benötigten „Wind“ (die Luft, die über Bälge und Kanäle zu den Pfeifen geführt wird). Die Bälge sorgen dafür, dass der Wind einen bestimmten Druck bekommt und halten gewissermaßen einen Vorrat des Windes abrufbereit. Dieser Wind wird dann bei Bedarf über Kanäle aus Holz und geeignete flexible Rohre zu den Windladen und über diese bis hin zu den einzelnen Pfeifen geführt. Alle Komponenten der Orgel, die Windladen mit den Pfeifen, die Trakturen, das Windsystem sind auf- bzw innerhalb einer aufwendigen Trägerkonstruktion aus Leimholz angeordnet und fixiert.

Vor dem gesamten technischen Aufbau der Orgel steht die Gehäusefront mit den Prospektpfeifen. Diese gibt dem Instrument ein angemessenes, majestätisches Äußeres, was in vorzüglicher Weise in die Architektur des Kirchenraumes integriert wurde.

Disposition

Hauptwerk (I)
C - f‘‘‘
Schwellwerk (II)
C - f‘‘‘
Pedal
C - f‘
Bordun 16‘ Holzgedackt 8‘ Subbass 16’
Prinzipal 8‘ Salizional 8‘ Prinzipal 8’
Doppelflöte 8‘ Prinzipal 4‘ Bassflöte 8’
Quintade 8‘ (vormals SW) Holzflöte 4‘ Choralbass 4’
Oktave 4‘ Rohrnasat 2 2/3' Fagott 16’ (C-H neu)
Traversflöte 4‘ Waldflöte 2‘
Quinte 2 2/3‘ Terz 1 3/5‘
Superoktave 2‘ (vormals SW) Quintflöte 1 1/3’
Mixtur 4f. 1 1/3‘ (vormals SW) Krummhorn 8'
Trompete 8‘ Tremulant
Tremulant

Koppeln: I/II; P/I; P/II
mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur
Nebenzüge: Wind, Licht, Zimbelstern

Die unmarkierten Register stammen alle aus der alten Orgel der Kirche Hannover-Mitte, die gelb markierten sind neue Register.

Technische Daten
Ausmaße: Höhe 6 m | Breite 4,5 m | Tiefe 2 m
Pfeifen: 24 Register, davon 15 ganz oder teilweise aus der Vorgängerorgel, insgesamt 1.338 klingende Pfeifen (Länge: 19–255 cm | klingende Länge: 1,2–245 cm), zusätzlich 9 blinde Pfeifen im Prospekt
Setzer: Vorprogrammierung von Registrierungen (4.000 Kombinationen)

Bauablauf:
Vertragsunterzeichnung Januar 2014
Planungsphase Januar–März 2014
Abbau der alten Orgel März–April 2014
Werkstattarbeiten in Wienhausen Juni 2014–August 2015
Abbau der Prospektpfeifen April 2015
technische Montage September–November 2015
Intonation November 2015–Januar 2016

Arbeitsaufwand: ca. 5.000 Arbeitsstunden
Einweihung: 7. Februar 2016
Ausführung: Feopentow Orgelbau, Wienhausen
Mitarbeiter: Udo Feopentow, Sabine Feopentow, Sascha Theo Faber, Mike Zuber, Roland Martschei

Orgelhistorie

Wir schreiben das Jahr 1945. Der Krieg war vorbei und hinterließ eine zerstörte Stadt. Davon war auch das ursprüngliche Kirchengebäude der Neuapostolischen Kirche in der Brühlstraße stark betroffen. Viele helfende Hände waren über zwei Jahre im Einsatz, um das Gebäude zunächst notdürftig wieder instand zu setzen. Trotz großer finanzieller Not wurde dabei der Gedanke geweckt, dass eine richtige Orgel etwas ganz Besonderes ist.

Einige junge Gemeindemitglieder entwarfen den kühnen finanziellen Plan, wonach jeder Jugendliche pro Stunde einen Pfennig für die neue Orgel sparen sollte, pro Monat also 7,20 DM. Ein großes finanzielles Opfer, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Monatslohn damals nur etwa 200 bis 300 DM betrug. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein wahrer Wettbewerb im Sammeln von Geldspenden, bis das Ziel im Jahr 1948 endlich erreicht war. Die Firma Lothar Wetzel aus Hannover konnte mit dem Bau einer pneumatischen Pfeifenorgel mit 13 Registern beauftragt werden. Am 7. August 1949 feierte die Jugend des gesamten Kirchenbezirks Einweihung in der wiedererbauten Kirche – mit der neuen Pfeifenorgel!

Der folgende Wirtschaftsaufschwung in den fünfziger Jahren brachte es mit sich, dass mehrstündige Stromausfälle durchaus an der Tagesordnung waren. Um während der Gottesdienste dennoch nicht auf Orgelklänge verzichten zu müssen, wurden dann notgedrungen einige Amtsbrüder in den Orgelschrank geschickt, um die Bälge zu treten. Da diese Bewegungen meist recht unkoordiniert erfolgten, jaulte und heulte die Orgel teilweise grauenvoll, was zwar wenig Hörgenuss erzeugte, aber die Freude am gemeinsamen Gesang trotzdem nicht allzu sehr trübte. Auch ohne Stromausfall klang die Orgel des Öfteren arg verstimmt, denn die starken Temperaturschwankungen des Winters durch ein Wechselspiel eiskalter Außenwände und der koksbetriebenen Umluftheizung waren für die empfindlichen Orgelpfeifen alles andere als zuträglich.

Anfang des Jahres 1971 wurde die Pneumatik ausgebaut und ein neuer elektronischer Spieltisch angeschafft. Dadurch entfielen die Auslösungs- und Koppelgestellbälge, was ein deutlich präziseres Orgelspiel ermöglichte.
Sieben Jahre später begann der Umbau zu einer Schleifladenorgel mit elektrischer Traktur (Steuerung der Registerzüge und Tonventile durch Elektromagneten) durch die Orgelbau-Werkstätten Schmidt& Thiemann. Außerdem erhielt die Orgel neue Prospektpfeifen, einen Schwellkasten für das zweite Manual sowie ein Glockenspiel mit Klangröhren. Das Hauptwerk wurde mit mit der Waldflöte 2´ um ein weiteres Register ergänzt.

Der letzte große Orgelumbau erfolgte im Jahr 1989, wobei das Schwellwerk mittig über den Orgelprospekt verlegt wurde. Zuvor war das Schwellwerk in der rechten Hälfte des Orgelschranks untergebracht. Vom Juli bis November wurde die Orgel durch die Firmen Emil Hammer aus Hemmingen (Pfeifenorgelbau) und Ahlborn Orgel GmbH (Elektronik) erweitert und mit Tonstrahlern sowie einem neuen elektronischen Spieltisch ausgestattet. Bei diesem Umbau konnten etwa die Hälfte aller Pfeifen aus der alten Orgel wiederverwendet werden. Zusätzlich wurde die Disposition des Instruments durch den Einsatz digitaler Computertechnik auf nahezu sechzig klingende Register erweitert.

Im September 2009 geschah dann ein großes Missgeschick: Durch einen Flüssigkeitsschaden, dessen Ursache bis heute ungeklärt ist, wurde die Elektronik des Orgelspieltisches komplett zerstört. Da die Firma Ahlborn zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr existierte, war an eine Reparatur des Spieltisches nicht zu denken und eine Neuanschaffung hätte unverhältnismäßig hohe Kosten verursacht. So erklangen aus dem großen Orgelprospekt seit dieser Zeit nur noch elektronische Töne einer alten Ahlborn-Orgel, die man in der neuapostolischen Kirche Wunstorf nach dem Kirchenneubau nicht mehr benötigte.

Gut sechs Jahre später werden nun die Pfeifen von insgesamt fünfzehn Registern aus der alten Orgel durch den Orgelbaumeister Udo Feopentow zu neuem Leben erweckt. Aus der ersten Orgel des Jahres 1949 sind heute noch drei Register vorhanden (Subbass 16´ im Pedal, Superoktave 2´ im Hauptwerk und Salizional 8´ im Schwellwerk). Sie bilden die Basis für unser klangschönes neues Instrument und erinnern uns daran, mit wie viel Arbeit und Entbehrung der Grundstock zu dieser Orgel einmal gelegt worden ist.

Hier schließt sich der Kreis, denn auch der Bau unserer neuen Feopentow-Orgel wurde erst durch das große Spendenprojekt „Eine neue Orgel für Hannover-Süd“ in dieser Form möglich, welches ein großes zeitliches und finanzielles Engagement vieler Musiker, Helfer und Spender erforderte.



Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (Karsten Warnecke)
Texte: Karsten Warnecke / Silvan Schäfer / Roland Martschei
Fotos: Markus Dombrowski
OI-H-54
weiterführende Links:

Webseite der Kirchengemeinde
Weitere Informationen zur Orgel