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Die Orgel der Neuapostolischen Kirche Bad Schwartau

Die neue Orgel
Disposition
Raumklang - Klangbild
Kosten
Die neue Orgel

Die Orgel in der Neuapostolischen Kirche Bad Schwartau wurde gemeinsam mit dem Kirchenneubau geplant und gebaut. Ihr Äußeres wie auch ihre klanglichen Möglichkeiten wurden auf den neuen Versammlungsraum abgestimmt.

Erbaut wurde das Instrument im Jahr 2008 von der Werkstätte für Orgelbau Mühleisen aus Leonberg bei Stuttgart. Die süddeutsche Firma hat in den vergangenen Jahren einige beachtenswerte Neubauten in Norddeutschland durchgeführt, darunter in Flensburg, Hamburg, auf Sylt und in Bad Oldesloe. Die Orgel in Bad Schwartau gehört zwar darin zu den kleinen Instrumenten, ist aber durch ihre Disposition und Intonation sehr farbig und ausgewogen, klanglich ihren großen Schwestern an Schönheit mindestens ebenbürtig.

Das Gehäuse besteht aus sehr sorgfältig ausgesuchtem Ahornholz. Teilweise ist es furniert ausgeführt, um die großen Flächen stabil zu erhalten. Der Verlauf des Prospekts nimmt einerseits die Verteilung der Fenster in der Kirchenwand auf, andererseits spiegelt er die Aufstellung der Pfeifen im Inneren wider und erfüllt damit die allgemein anerkannte Forderung des heutigen Orgelbaus: Durch die Verteilung der Pfeifen auf C und Cis-Seite, d.h. die erste und größte Pfeife steht links, die zweitgrößte rechts und abwechselnd so weiter, ist eine bestmögliche Klangabstrahlung und auch eine gute Stimmhaltung im Inneren gewährleistet.

Hinter dem Hauptgehäuse stehen die Baßpfeifen des Pedals.

Am Spieltisch, der vorne mittig eingeschoben ist, befinden sich auf der linken Seite die Registerschieber, so daß sie bequem bedient werden können.

Auf zwei Manualen und Pedal verteilen sich mit insgesamt 636 Pfeifen, 12 Register, davon 1 Vorabzug aus der Mixtur (Oktave 2'), 1 Fortführung im Pedal (Flötbaß 8'). Die Register sind über Wechselschleifen (ausgenommen Prinzipal und Mixtur) auf beiden Manualen spielbar und damit frei miteinander kombinierbar.
Disposition (Anordnung nach dem Spieltisch)

Manuale (C-f'''):

Oboe 8' Manual I und II
Terz 1 3/5' Manual I und II
Nasat 2 2/3' Manual I und II
Rohrflöte 4' Manual I und II
Bourdon 8' Manual I und II
Viola 8' Manual I und II
Oktave 4' Manual I und II
Prinzipal 8' nur Manual I
Mixtur 2' 3fach, Halbzug Oktave 2' nur Manual I


Pedal (C-f'):

Flötbaß 8' Fortführung aus Subbaß

Subbaß 16'

Mit dieser Anordnung sind die häufigen Registerkombinationen mit einem Handgriff zu erreichen. Für die Begleitung des Gemeindegesangs können sehr schnell die kräftigen Register der Prinzipalgruppe gezogen werden: Oktave 4', Prinzipal 8' und Mixtur (dieses halb auch als Oktave 2'). Die leiseren Varianten davon, z.B. Bourdon 8' mit Viola 8' als Prinzipalersatz und der Oktave 4' darunter oder der Rohrflöte darüber, können ebenso mit einem Griff registriert werden. Die gängige Cantus-firmus-Registrierung der Sesquialter (Bourdon 8', Rohrflöte 8', Nasat und Terz) ist genauso leicht zu schalten.

Die Normalkoppeln II/I, II/P und I/P, jeweils als Tritt zu schalten, erhöhen die Vielseitigkeit. Ein Tremulant, mit Fußtritt auf der rechten Seite zu schalten, erweitert das Spektrum ebenfalls.

2019 wurde die Orgel um eine Oktavkoppel/Subkoppel erweitert, die per Fußtritt auf der rechten Seite zuschaltbar ist. Im Jahr 2021 erhielt die Orgel einen Zimbelstern.

Raumklang - Klangbild

Die Akustik im Kirchenraum erlaubte eine sehr kammermusikalische Intonation. Dadurch verbinden sich fast alle Register miteinander sehr gut. Selbst bei vollbesetzter Kirche erschlägt der Orgelklang den Gemeindegesang nicht sondern führt und stützt ihn durch weiche und präsente Fülle. Mit ihrem weichen Klangbild erscheint die Orgel nie als zu laut.

Der Wunsch der Gemeinde war eine eher barocke Klanglichkeit, durch die Wahl einer süddeutschen Firma war auch eine gewisse süddeutsche Richtung beigegeben. Insgesamt ist jedoch eine gute Synthese aus beiden Landschaften im Norden und Süden entstanden.

Der Prinzipal ist klar und füllig, seine deutliche Ansprache gibt auch den Mittellagen Deutlichkeit.

Der Bourdon gibt mit seiner weichen Farbe den klanglichen Grund für vielfältige Registermischungen. In der Tiefe gibt er auch dem reinen Manualspiel ein gutes Fundament, in der Höhe wird er zur flötenden Solostimme.

Die Viola ist eher eine mitteldeutsche/süddeutsche Zutat, die so im Norden seltener zu finden ist. Dafür setzt sie gerade bei den leiseren Stimmen mit ihrem Obertonaufbau deutliche Akzente und vervielfältigt die klanglichen Möglichkeiten. In Verbindung mit der Rohrflöte 4' ergibt sich eine interessante Solomischung, in Verbindung mit dem Bourdon ein prinzipalähnlicher, doch deutlich leiserer Klang. Selbst in Verbindung mit dem Prinzipal kann sie diesem über die Obertöne Fülle und Gravität geben, da sie bis zur letzten Taste C ausgebaut ist.

Die Rohrflöte 4' mit ihrem charmanten Obertonaufbau fügt sich zu jeder der 3 Grundstimmen, ist aber auch allein in Normallage oder in 8'-Lage reizvoll zu spielen.

Die Oktave 4' setzt den Prinzipalklang in der Höhe fort und schafft eine gute Einbindung auch der Aliquoten, insbesondere des Nasat.

Dieses Register Nasat gibt nicht den Ton der Taste wieder, sondern dessen Quinte. Auf der Taste c klingt daher ein g. Damit können im vollen Spiel wie in verschiedenen Solomischungen viele Klangfarben zusammengestellt werden.

Ähnlich ergibt das Register Terz auf der Taste c einen Ton e. Mit beiden Registern Nasat und Terz sowie dem Bourdon oder Prinzipal erklingt auf einer Taste also ein vollständiger Durdreiklang.

Die Terz färbt auch die Mixtur ein und erweitert das Obertonspektrum. Sie wird, wenn die Oboe einmal eingebaut sein wird (ist inzwischen eingebaut - Anm. der Redaktion), auch den klanglichen Übergang zu diesem Zungenregister herstellen und es einbinden helfen. Bis dahin wird es als "Ersatz" für ein Zungenregister verwendet werden können.

Die Register im Pedal geben ein sattes und gesundes Klangfundament, das in der Lautstärke mit den Klängen des Manuals mitwächst. Die leisesten Klänge können so mit dem Subbaß ebenso begleitet werden wie auch noch Plenumsregistrierungen gestützt werden, ohne daß eine Koppel unbedingt gezogen werden müßte.

Die weich und rund intonierte Oboe fügt sich herrvorragend in die Gesamtintonation der Orgel ein. Sie bereichert durch ihre kräftige Obertönigkeit die Farbigkeit des Klangbildes. Das Zungenregister verstärkt das Plenum als Trompetenersatz und eröffnet andererseits als Solostimme besondere Möglichkeiten für das konzertante Spiel. Trotz der deutschen Becherbauweise ist auch die Dastellung französisch-romantischer Literatur wegen ihrer süddeutsch-elsässischen Klangfarbe gut möglich.

Kosten

Zu den Baukosten für die Orgel steuerte die Gemeinde durch Spendensammlungen die in Rekordzeit erreichte Summe von ungefähr 100.000 € bei. Dieses außerordentliche Engagement wird nun durch eine außergewöhnlich schöne Orgel belohnt, das in der Gemeinde, bei den Organisten und hoffentlich bei kommenden Organistengenerationen für Begeisterung sorgt, sorgen wird und auch schon in der Fachwelt Beachtung findet.


Mit freundlicher Genehmigung von Andreas Ostheimer
OI-B-24
weiterführende Links:

Webseite Neuap. Kirche Bad Schwartau